Das Mädchen Alex und das isländische Namensrecht

Island. Die restriktive Praxis der isländischen Namensbehörde macht gerade wieder Schlagzeilen auf der Insel. Ein Elternpaar will  vor Gericht ziehen, weil ihre inzwischen vierjährige Tochter nicht Alex Emma heißen darf. Zurzeit ist sie bei den Behörden als „stúlka“ („Mädchen“) eingetragen. Darüber berichtete Morgunblaðið.

Namensbehörde

Screenshot aus der Liste zulässiger Namen.
Quelle Mannanafnanefnd

Die Namensbehörde (Mannanafnanefnd) hatte den Namen Alex für ein Mädchen abgelehnt, weil dieser auf Island als Jungenname etabliert sei. Alexa, Alexis und sogar Alexstrasa wären erlaubt. Wer seinem Kind einen Namen geben will, der noch nicht im Verzeichnis der Behörde aufgenommen worden ist, muss dies extra beantragen. Beurteilt wird unter anderem, ob der Name sich nach den isländischen Grammatikregeln beugen lässt und ob er eindeutig einem Geschlecht zugeordnet werden kann. An ersterem scheiterte vor einigen Jahren eine Harriet, an letzterem nun die Eltern mit dem Mädchen Alex.

Die Namensbehörde musste sich aber schon früher Gerichtsurteilen beugen, auch wenn dies von den Eltern einen langen Atem verlangt, wie Islandsbloggen in Erinnerung ruft: Nach langem Rechtsstreit bekam das Mädchen Blær Bjarkardóttir, inzwischen 15, einen Ausweis mit eben diesem Namen, der bisher nur für Jungen galt. Sogar eine weibliche Figur aus Halldór Laxness´“Fischkonzert“ musste als Argument herangezogen werden. Die bisherigen Mädchennamen Auður und Elía dürfen inzwischen auch für Jungen genutzt werden.

Die Kinder Harriet und Duncan aus eine britisch-isländischen Familie habe inzwischen auch ihre Pässe mit richtigen Vornamen – in die Liste aufgenommen wurden diese aber nicht.

Jón Gnarr

Jón Gnarr. Foto Dontworry/CC BY-SA 30

Auch um Nachnamen gibt es immer wieder Ärger. Prominentester Streiter war Jón Gnarr, unter diesem Namen bekannt als Komiker und als Bürgermeister von Reykjavík. Gnarr war aber offiziell nur sein Mittelname. Anders als in den meisten anderen Ländern gibt es auf Island keine Familiennamen: Ein Kind erhält einen Vornamen und bekommt dann einen Nachnamen, indem an den Vornamen von Vater oder/und Mutter -son oder -dottir angehängt wird (Patronym oder/und Matronym). Bei ausländischen Behörden kann es zu Verwirrung führen, wenn Eltern und Kinder komplett unterschiedlich heißen. Nur Ausländer und Familien, in denen der Familienname einer historischen Tradition entstammt, tragen Nachnamen, wie sie anderswo auch üblich sind.

Gnarr wollte seinen Vatersnamen Kristinsson auch offiziell loswerden und seinen Kindern Gnarr als Familiennamen geben. Neue Familiennamen sind auf Island aber nicht erlaubt. Gnarr änderte seinen Namen dann während eines Auslandsaufenthaltes der Familie in den USA. Doch es dauerte, bis dies auch die isländische Behörde anerkannte.

Anläufe, die Gesetz für diese restriktive Praxis zu ändern, gab es in den vergangenen Jahren schon. Doch die jüngsten Regierungen hielten alle nicht lange, seit den letzten regulären Wahlen 2013 waren die Isländer noch zweimal zu den Urnen gerufen worden. Seit dem vergangenen November ist nun Katrín Jakobsdóttir Premierministerin. Möglicherweise beschleunigt die Diskussion um „Alex“, die zuletzt sogar im Parlament geführt wurde,  die Umsetzung  der früheren Pläne.

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