Tödlicher Flugzeugabsturz in Schweden: Materialfehler?

Umeå (Schweden). Beim Absturz eines Kleinflugzeugs am Sonntag bei Umeå in Schweden starben alle neun Insassen. Die Ursache war auch am Tag danach noch unklar. Die Havarikommission bestätigte gestern, dass ein Teil eines Flügels noch in der Luft abgebrochen sein muss. Außerdem gibt es Hinweise auf einen Materialfehler. Darüber berichtete SVT.

GippsAero_GA8_Airvan

GippsAero GA8 Airvan, hier ein anderes Exemplar, nicht die abgestürzte Maschine. Foto Bidgee, CC BY-SA 3.0 au

Bei den neun Toten handelt es sich um den Piloten und acht Fallschirmspringer, nach der Passagierliste zwei  Frauen und sieben Männer. Alle waren schwedische Staatsangehörige, eine Person hatte zugleich die amerikanische Staatsbürgerschaft. Die Identität der Opfer ist aber noch nicht bestätigt. Bei dem Flugzeug handelt es sich um eine australische GippsAero GA8 Airvan. Eine Blackbox wie bei großen Verkehrsflugzeugen gibt es bei diesem Modell nicht. Die schwedische Havariekommission ist bei ihren Ermittlungen zum Flugzeugabsturz somit auf das angewiesen, was man auf dem Boden findet und was Zeugen gesehen und gefilmt haben. Dazu gehört das Video eines 16-Jährigen, dem das ungewöhnliche Geräusch aufgefallen war. Darauf sieht man das Flugzeug praktisch vom Himmel fallen und sich überschlagen.

Andere Flugzeuge dieses Typs bleiben jetzt in Schweden am Boden

Das ist bisher bekannt: Die kleine Maschine startete um 13.33 Uhr auf dem Flugplatz in Umeå. Das Wetter soll gut gewesen sein, sowohl der Pilot als auch die Fallschirmspringer erfahren. Um 14.13 Uhr kam der erste Alarm. Zeugen sahen das Flugzeug über der Insel Storsandskär südlich von Umeå abstürzen. Das Flugzeug war speziell für Fallschirmspringen modifiziert worden und hatte eine frisch verlängerte Tauglichkeitsbescheinigung, wenn auch nicht an Bord, da sie noch nicht zugestellt war.

Es gibt zwei weitere Maschinen dieses Typs bei schwedischen Fallschirmspringerclubs. Diese bleiben zunächst am Boden, bis die Ursache geklärt ist – das erklärten die Clubs schon, bevor die Verkehrsbehörde das anordnete.

Hersteller forderte zur Überprüfung auf

Gestern Abend wurde bekannt, dass der Hersteller Mahindra Aerospace vergangenes Jahr vor Materialfehlern an genau diesem Modell warnte. und zu Inspektionen aufforderte. Dabei ging es um die Befestigung des Flügels am Rumpf. Diese Stelle sollte genau überwacht und getestet werden. Es ist bisher nicht bekannt, ob eine solche Prüfung an dem abgestürzten Flugzeug stattgefunden hat.

Als sicher gilt inzwischen, dass ein Teil des Flügels abbrach, bevor das Flugzeug auf den Boden prallte. Ob dies aber die Ursache für den Absturz war oder ob das Teil sich erst im Sturzflug löste, ist aktuell noch unklar.

Vorher schon Zwischenfälle, aber nicht auffällig

Svenska Dagbladet fand heraus, dass es mit dem Modell GippsAero GA8 Airvan schon zuvor insgesamt sieben Zwischenfälle seit 2006 gegeben hat. In zwei Fällen war dabei eine Person gestorben. Die Zusammenstellung stammt vom Bureau of Aircraft Accidents Archives.  Dabei ging es mehrfach um Motorschäden, nicht jeder Fall ist komplett geklärt. Nach Meinung eines Experten gegenüber SVT ist dies angesichts von 240 Flugzeugen und viel Flugzeit aber keine Quote, die Alarmglocken klingeln lasse.

Nachtrag 1.9.: Vorübergehend mussten Flugzeuge dieses Typs am Boden bleiben, das Flugverbot wurde jedoch wieder aufgehoben.

 

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