Norwegen. Inselbewohner kommen nicht nach Hause, andere nicht mehr aufs Festland: Die norwegische Seefahrtsbehörde (Sjøfartsdirektoratet) hat der Reederei Boreal das Document of Compliance (DOC) entzogen. Damit darf die Reederei keine Autofähre und keine Schnellfähre mehr betreiben. Zahlreichen Kommunen entlang der West- und Nordküste fehlt nun ihr wichtigstes Verkehrsmittel. Update 8.30 Uhr: Die Reederei hat ein Konzept zur Verbesserung vorgelegt und darf nun vorerst wieder fahren.
Das DOC ist ein übergeordnetes Sicherheitszertifikat, das der Reederei bescheinigt, sich an den International Safety Management Code zu halten, also an die Regeln zum sicheren Schiffsbetrieb. Die Reederei Boreal habe in mindestens fünf Fällen dagegen verstoßen, so die Seefahrtsbehörde. Das internationale Regelwerk sehe dafür den sofortigen Entzug vor. Konkret wird Boreal vorgeworfen, in Schadensfällen nicht wie vorgeschrieben vorgegangen zu sein. So wurden Schadensfälle weder intern ausreichend aufgearbeitet noch die Behörde einbezogen. Sie wurde auch nicht mit der Überprüfung von Schiffen nach Schäden beauftragt. Auf Auflagen und Nachfragen habe die Reederei nicht reagiert.
Küstenbewohner abhängig von Schiffsverbindungen
Auto- und Schnellfähren sorgen normalerweise für gute Verbindungen an der norwegischen Küste – für den Weg zur Arbeit ebenso wie für den Warentransport. Viele Küstenbewohner sind davon abhängig und wurden von diesem speziellen Lockdown kalt erwischt, da er ohne jede Ankündigung oder Vorwarnung kam. Für die einen bedeutet dies nun lange Wege über Land, die anderen sind „auf der falschen Seite des Wassers“ und suchen nach Lösungen, wie NRK schildert. Empörte Bürgermeister äußern sich gegenüber VG. Insgesamt sind mehr als 40 Schiffe betroffen.
Wie lange die Zwangspause dauere, hänge von der Reederei ab, so die Seefahrtsbehörde. Komme diese mit einem überzeugenden Konzept, wie die kritisierten Punkte beseitigt werden könnten, könne eine befristete Erlaubnis für drei Monate gegeben werden. So lange hätte die Reederei dann Zeit für die Umsetzung.
Update 8.30 Uhr: Wie NRK berichtet, hat die Reederei Boreal nun ein entsprechendes Konzept vorgelegt. Die Seefahrtsbehörde gab deshalb die Erlaubnis, dass die Schiffe wieder fahren dürfen. Der Verkehr wird heute wieder aufgenommen.
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