Island. Während es auf Reykjanes gerade recht ruhig ist, war ein andere Teil Islands gestern umso unruhiger: Frühmorgens um sechs Uhr begann plötzlich ein heftiger Erdbebenschwarm am Bárðarbunga – dem Vulkansystem, das 2014 den größten Ausbruch in neuerer Zeit produzierte, die Holuhraun-Eruption. Der Erdbebenschwarm dauerte nur drei Stunden, doch die Fachleute des Wetterdienstes gehen davon aus, dass es nicht dabei bleiben wird – sie vermuten, dass dort Magma einfließt. Darüber berichtete auch RÚV.

Vatnajökull und Bárðarbunga. Die grünen Sterne markieren den Ort für Beben über Stärke 3. Quelle Veðurstofa Íslands
Die Website des isländischen Wetterdienstes verzeichnet allein 20 Beben stärker als 3 innerhalb dieser drei Stunden des Erdbebenschwarms. Das stärkste wird mit 5,1 angegeben. Bárðarbunga ist ein mächtiges Vulkansystem mit einem 2000 Meter hohen Hauptkrater, der unter der Gletscherdecke des großen Vatnajökull liegt. Andere Teile des 190 Kilometer langen Systems liegen nicht unter Eis, so wie die Spalten des Holuhraun-Ausbruchs. Dieser fand rund 40 Kilometer entfernt vom Hauptkrater statt und dauerte vom 29. August 2014 bis zum 27. Februar 2015. Das Lavafeld umfasst 85 Quadratkilometer. Die Ausbruchsstelle befindet sich in einem unbewohnten Teil des Inlandes und niemand kam zu Schaden.
Bárðarbunga immer unter Beobachtung
Die Fachleute des Wetterdienstes hatten Bárðarbunga ohnehin unter Beobachtung und verstärken nun die Überwachung. Die Einschätzung mehrerer Wissenschaftler gegenüber RÚV ist, dass dort Magma unterwegs ist. Kristín Jónsdóttir, die Abteilungsleiterin für Vulkanismus und Erdbeben, sieht den neuen Erdbebenschwarm als einen Teil eines Prozesses, der schon seit zehn Jahren andauert. Der Vulkan werde wieder ausbrechen, fraglich sei nur, wo und wann. Angesichts der Größe und der Lage des Vulkans und mit Blick auf seine Geschichte seien mehrere Varianten denkbar – sowohl Lava als auch Asche. Ein Ausbruch unter dem Gletscher würde zu einem gewaltigen Gletscherlauf führen.
Der Farbcode für die Luftfahrt wurde auf Gelb gesetzt, wie Reykjanes. Der Zivilschutz hat erhöhte Bereitschaft ausgerufen.
Gletscherlauf des Grímsvötn in Gang
Einen Gletscherlauf des benachbarten Grímsvötn ist gerade in Gang – dabei entleert sich ein geothermisch aufgeheizter Schmelzwassersee über den Fluss Gígjukvísl und fließt Richtung Meer. Da die jüngste Entleerung erst ein Jahr her ist, wird nicht erwartet, dass so viel Wasser kommt, dass die Infrastruktur gefährdet wäre.
Früherer Artikel zum Grímsvötn: