Island. Heute sind die Isländer aufgerufen, einen neuen Präsidenten zu wählen. Mit zwölf Kandidaten – sechs Frauen, sechs Männer – ist die Auswahl dabei so groß wie nie zuvor. Nach den bisherigen Umfragen ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es diesmal wieder eine Frau wird, aber nicht unbedingt, welche. Es zählt die relative Mehrheit. Da die Wahllokale bis 22 Uhr Ortszeit offen haben, ist ein Ergebnis erst in den frühen Morgenstunden deutscher Zeit zu erwarten.
Die frühere Premierministerin Katrín Jakobsdóttir, 48, hatte Anfang April ihr Amt aufgegeben, um für das Präsidentenamt kandidieren zu können. Sie war als Politikerin deutlich beliebter als ihre Partei, die Links-Grünen, ist eine der bekanntesten in der Kandidatenrunde und in den Umfragen erfolgreich. Trotzdem ist ihre Kandidatur kein Selbstgänger – schließlich hatte sie als Regierungschefin auch unpopuläre Entscheidungen der größeren Koalitionspartner mitgetragen.
Sechs Frauen, sechs Männer zur Auswahl
Zwei weitere Frauen sind in den Umfragen ebenfalls sehr erfolgreich: Halla Hrund Logadóttir und Halla Tómasdóttir. Halla Hrund, 43, ist seit 2021 Generaldirektorin der nationalen Energiebehörde. Ihr Schwerpunkt liegt im Bereich Umwelt und Energie. Halla Tómasdóttir, 55, ist ehemalige Präsidentin der isländischen Handelskammer und Mitgründerin des Finanzdienstleistungsunternehmens Auður Capital, Beide haben auch internationale Erfahrung.
Nicht zu unterschätzen ist aber auch Jon Gnarr, 57, ein bekannter Komiker, der 2010 wider Erwarten zum Bürgermeister von Reykjavík gewählt wurde. Er nahm die Herausforderung an und wurde mit seinem Politikstil sehr beliebt. Chancen hat möglicherweise aber auch Baldur Þórhallsson, 56, Professor für Politikwissenschaften.
Amtsinhaber Guðni Th. Jóhannesson verzichtete auf mögliche dritte Amtszeit
Die Amtszeit eines isländischen Präsidenten ist nicht beschränkt. Theoretisch hätte der aktuelle Amtsinhaber Guðni Th. Jóhannesson nach zwei Amtsperioden also noch einmal antreten können, verzichtete aber darauf. Das machte den Weg frei für eine Vielzahl von unterschiedlichen Kandidaten und Kandidatinnen, über die die Wahlberechtigten auf Island nun direkt abstimmen dürfen.
Vorbild Vigdís Finnbogadóttir
Das bekannteste isländische Staatsoberhaut der jüngeren Vergangenheit ist möglicherweise Vigdís Finnbogadóttir. Als sie 1980 gewählt wurde, war sie nicht nur die erste Frau an der Spitze Islands, sondern auch das erste weibliche Staatsoberhaupt weltweit. Sie wurde drei Mal wiedergewählt, 1996 trat sie nicht mehr an. Vigdís Finnbogadóttir ist auch für fast alle der heutigen Kandidierenden das größte Vorbild.
Früherer Artikel zum Thema: Island: Katrín Jakobsdóttir gibt Amt auf – kandidiert als Präsidentin