Schweden/Finnland. Vergangenes Wochenende wurden 23 Schädel erneut beerdigt, die vor fast 150 Jahren im nordschwedischen Pajala ausgegraben worden waren – für rassenbiologische Forschung. Dasselbe war mit rund 80 Schädeln passiert, die nun an die finnische Kirchengemeinde Pälkäne zurückgegeben wurden. Darüber berichteten SVT und Yle.
In der Kommune Pajala waren es Samen und die finnisch-/meänkielisprachigen Minderheiten Nordschwedens (tornionlaaksolaiset, kväänit, lantalaiset ), die 1878 Opfer der Grabschändungen wurden. 25 Schädel wurden auf dem abgelegenen Friedhof Akamella vor Muodoslompolo ausgegraben und in ein Institut der Universität Helsinki gebracht. Diese wurden nun zurückgegeben und würdig beigesetzt. Es ist das erste Mal, dass auch sterbliche Überreste der meänkielisprachigen Minderheiten rückgeführt wurden, so wie bereits sterbliche Überreste von Samen.
Aufklärung des Grabraubs erst nach mehr als 100 Jahren
Richtig aufgeklärt wurde der Grabraub auch erst vor kurzem, obwohl es Geschichten darüber gab. Es gibt eine zweiteilige Doku bei SVT (schwedisch/finnisch mit schwedischen Untertiteln) über den Grabraub und die Behandlung der finnischsprachigen Minderheit im Tornetal, die in Schweden wie die Samen lange als minderwertig galt. Die Universität Helsinki hat 2001 alle samischen Schädel an das samische Museum Siida in Inari gegeben – darunter befanden sich auch die aus Akamella. Im Oktober kamen die noch vorhandenen 23 Schädel aus Akamella zurück ins Tornetal, zunächst in die Kirche in Muodoslompolo. „Die erneute Beisetzung ist auch ein Anerkennen der Tatsache, dass etwas falsch war, und der Beginn eines Versöhnungsprozesses“, so eine Vertreterin der Tornetalfinnen zu SVT.
Finnische Schädel im Karolinska Institut
Der Grabraub im finnischen Pälkäne bei Tampere geschah bereits 1873. Diese Schädel gingen ins Karolinska Institut in Stockholm und wurden vermessen vom heute umstrittenen schwedischen Anatom Gustaf Retzius. Dieser wollte daran beweisen, dass Finnen keine Europäer seien, so beschreibt es des finnische Forscher Pekka Isaksson im schwedischen Radio. Doch die Messergebnisse hätten nicht richtig seinen Theorien entsprochen. Die bürokratische Prozedur der Rückgabe zog sich hin – doch gestern kamen die Schädel nun in Pälkänes neuer Kirche an. Sie sollen nach einer Untersuchung ebenfalls würdig erneut bestattet werden.
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