Bitcoin-Coup: Fluchtversuch endet in Amsterdam

Island/Amsterdam. Der vergangene Woche aus einem isländischen Gefängnis zuerst nach Schweden geflüchtete Sindri Þór Stefánsson ist wieder hinter Gittern – diesmal hinter holländischen. Auf Island gibt es inzwischen eine Diskussion darüber, ob der Mann, der beschuldigt wird, am sogenannten „Bitcoin-Coup“ beteiligt gewesen zu sein, überhaupt noch rechtmäßig „gefangen“ war.

Amsterdam.

In Amsterdam war die Flucht zu Ende. Foto Pixabay

Wie zuerst Vísir berichtete, war Sindri Þór Stefánsson bereits am Sonntag in Amsterdam  wieder festgenommen worden. Die Polizei hatte offenbar einen Hinweis bekommen, wo er zu finden sei. Er hatte sich allerdings schon zuvor über die Zeitung Frettablaðið gemeldet und behauptet, er sei ganz legal auf freiem Fuß und käme bald zurück. Dies erzählte er auch dem holländischen Haftrichter, der trotzdem 19 Tagen Gefängnis anordnete.

Tatsächlich war der Isländer „lediglich“ in Untersuchungshaft und noch nicht verurteilt. Die Frist dafür war am 16. April ausgelaufen. An diesem Tag war er vor dem Haftrichter gewesen, der eine Entscheidung innerhalb von 24 Stunden ankündigte. Diese Entscheidung hatte Sindri Þór Stefánsson nicht abgewartet. Wie sich inzwischen herausstellte, hatte er mit eigener Kreditkarte einen Flug gebucht, klemmte sich durch das Fenster des nur wenig gesicherten Gefängnisses Sognið, nahm ein Taxi nach Keflavík und ging unter falschem Namen an Bord Richtung Stockholm. Als man seine Abwesenheit bemerkte, befand er sich schon über den Wolken, in derselben Maschine wie Premierministerin Katrín Jakobsdóttir.

Während die Polizei sein Verhalten als Flucht wertet, gab eine vom isländischen Fernsehen RÚV interviewte Juradozentin Sindri Þór Stefánsson zumindest theoretisch recht und verwies auf einen Präzendenzfall aus dem Jahr 2013. Dies führte dazu, dass die Justizministerin weitere Informationen angefordert hat.

Beute: 600 Bitcoin- Computer im Wert von 1,6 Millionen Euro

Nach der Berichterstattung von Vísir hat der Festgenommene zugestimmt, nach Island zurückzukehren. Dort erwartet ihn der Prozess zum „Bitcoin-Coup“: Bei drei Raubzügen in isländischen Datenzentren waren insgesamt rund 600 Computer im Wert von umgerechnet rund 1,6 Millionen Euro gestohlen worden, die speziell zum Schürfen von Bitcoins ausgestattet waren. Dahinter wird ein internationales Netzwerk vermutet.

Die Flucht war in den isländischen Medien intensiv verfolgt worden. Ausbrüche aus den wenig gesicherten Gefängnissen, in denen nur nicht gewalttätige Straftäter untergebracht werden, kommen demnach ab und zu vor, meist kommen die Leute aber nicht weit. Ob die Polizei ihn durch ein Instagram-Foto eines Freundes mit dem Hashtag „teamsindri“ auf die Spur kam, das ganz offensichtlich in Amsterdam aufgenommen wurde, wird offiziell nicht kommentiert.

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