Reykjanes (Island). Gestern Nachmittag um 16.40 Uhr Ortszeit begann der erwartete Vulkanausbruch auf der isländischen Halbinsel Reykjanes. Die Eruptionsspalte befindet sich in der Nähe des Berges Litli Hrutur nordöstlich der beiden früheren Ausbrüche und und weitete sich anfangs schnell aus. Eine Einschränkung des Flugverkehrs besteht nicht. Es wurden allerdings einige Straßen und Wege gesperrt, und die Menschen werden gebeten, das Gebiet vorerst zu meiden. Gemeldet wurde auch eine starke Gasbelastung. RÚV hat dazu einen Nachrichtenticker (isländisch, englisch) und Webcams laufen (siehe unten).
Fünf Tage lang hatte die Erde in dem Gebiet heftigst gewackelt, teilweise waren die Beben auch in Reykjavik zu spüren. Das stärkste gab es am späten Sonntagabend mit 5,2. Für die Fachleute galt dies als Zeichen, dass Magma aufsteigt. Die Vorzeichen ähnelten sehr denen der Ausbrüche aus 2021 und 2022. Gestern nahmen Anzahl und Stärke der Beben bereits etwas ab. Der Tremor wurde ab 14 Uhr gemessen, um 16.40 Uhr erschien zunächst eine Gaswolke und dann Lava. Anfangs war die Rede von einer 200 Meter langen Spalte. Diese wuchs jedoch schnell auf 900 Meter an, was länger ist als bei den früheren Ausbrüchen in diesem Stadium, und es floss auch deutlich mehr Lava. Ein Video aus dem Hubschrauber des Zivilschutzes (Almannavarnir) zeigt wilde Lavafontänen.
Inzwischen hat die Intensität etwas nachgelassen und konzentriert sich auf die Mitte der Eruptionsspalte. 15 Stunden nach Beginn der Eruption maßen die Vulkanologen der Universität Islands einen Lavafluss von 10 Kubikmetern pro Sekunde.
Polizei rät von Besuch aktuell ab
Die Polizei hatte schon länger davon abgeraten, das Gebiet aufzusuchen – zunächst wegen der Steinschläge, die durch die Beben ausgelöst wurden, dann wegen möglicher Gase. Trotzdem versuchten viele schon ihr Glück. Einige schafften es aber tatsächlich, schon kurz nach dem Ausbruch Bilder zu veröffentlichen – abgesehen vom isländischen meteorologischen Institut. Da zurzeit absolut unklar ist, wie sich die Lage entwickelt, werden die Menschen erneut gebeten, das Gebiet vorerst nicht aufzusuchen. Die Gasbelastung ist stärker, der Weg weit und mühsam, und es könnten neue Spalten aufbrechen. Inzwischen wurde das Gebiet komplett geräumt. Einwohner im Bereich der Gaswolke wurden gebeten, die Fenster zu schließen. Einige derjenigen, die beruflich gestern Abend vor Ort waren, wie Wissenschaftler und Medienleute, berichteten von unangenehmen Symptomen durch die Gase. Mit dem Abflauen der Eruption hat auch diese Belastung etwas nachgelassen. Wann das Gebiet geöffnet wird, ist aber noch unklar.
Neuer Publikumsmagnet?
Vulkanausbrüche haben oft eine zerstörerische Wirkung und bedrohen Menschen. Das Angenehme und Faszinierende an den beiden früheren Vulkanausbrüchen auf Reykjanes war, dass sie keinen Schaden anrichteten, außer eine unbewohnte Landschaft mit Lava zu übergießen, und Menschen das Phänomen von vergleichsweise Nahem erleben konnten, ohne sich dabei allzu sehr in Gefahr zu bringen. Ob das auch diesmal wieder der Fall ist, wird sich zeigen – zurzeit sieht es danach aus.
Stand 13 Uhr
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