Finnland. Innerhalb von zwei Tagen fielen in Finnland gleich zwei Atomkraftwerke aus: Am Sonntagnachmittag schaltete sich Olkiluoto 3 wegen eines Turbinenfehlers automatisch ab, wie der Betreiber TVO mitteilte. Was zuerst wie ein kleines Problem aussah, braucht nun doch mindestens zwei Tage. Gestern Abend fuhr außerdem das Atomkraftwerk Loviisa 2 unplanmäßig herunter. Solche Störfälle sind auch eine Herausforderung für das Netz.
Das Kraftwerk Loviisa 2 am gleichnamigen Ort in Südfinnland schaltete sich am Montagabend gegen 20.55 Uhr Ortszeit aufgrund einer Fehlfunktion im Hilfssystem des Reaktors ab, wie Betreiber Fortum mitteilte. Die genaue Ursache werde noch ermittelt. Voraussichtlich kann es Ende der Woche wieder hochgefahren werden. Loviisa 2 liefert normalerweise eine Leistung von gut 500 MW. Es ging 1980 ans Netz und wurde vor ein paar Jahren umfangreich modernisiert, um seine Laufzeit bis 2050 verlängern zu dürfen.
Olkiluoto 3: Wenn die starke Leistung plötzlich wegfällt
Das neue Atomkraftwerk Olkiluoto 3 bei Eurajoki in Südwestfinnland kann mehr als dreimal soviel leisten. Damit fallen aber auch dreimal so viele Megawatt weg, wenn das Kraftwerk sich aufgrund eines technisches Fehlers, wie zuletzt am Sonntagnachmittag, automatisch schnell herunterfährt. Der sogenannte Europäische Druckwasserreaktor (EPR) ist mit 1600 maximaler Leistung eines der stärksten AKW weltweit. Das stellt Netzbetreiber Fingrid vor Herausforderungen. So darf Olkiluoto 3 aktuell nur dann mit annähernd voller Leistung gefahren werden, wenn entsprechend zusätzliche Sicherungsmaßnahmen in Kraft sind, was heißt: Schaltet sich das Kraftwerk plötzlich ab, muss auch ein Verbraucher vom Netz, mit dem das vorab vereinbart worden ist. Ohne zusätzliche Sicherung darf es nur bis zu 1300 MW liefern. Dass sich das Kraftwerk wegen eines technischen Fehlers selbst abschaltet, ist in den nicht einmal zwei Jahren seines regulären Betriebs schon mehrfach vorgekommen. Betreiber TVO hat auch einen riesigen Batteriespeicher am Standort eingerichtet, um bei einem Ausfall schnell einen Ausgleich zu haben.
Produktion auf und ab
Anders als bei den beiden kleineren Reaktoren am selben Standort fällt die Produktion von Olkiluoto 3 Tag für Tag unterschiedlich aus, wie der Blick auf die vergangenen Wochen zeigt. Die Gründe dafür werden im aktuellen Interimsreport genannt. Zum einen wurde die Stromproduktion dann gedrosselt, wenn es ohnehin reichlich Strom im nordischen Netz gab. Dies ist bei viel Wind der Fall, dann ist der Strompreis auch niedrig. Zum anderen gehört Olkiluoto 3 seit September selbst zur Frequenz-Reserve von Fingrid. Bei Überkapazitäten im Netz, die die Frequenz gefährden, kann das Werk (gegen Entschädigung) seine Produktion senken. Das ist bei diesem Kraftwerk möglich. Die beiden älteren Olkiluoto-Kraftwerke waren nicht Teil dieses Systems. Olkiluoto 2 liefert zurzeit dauerhaft 155 MW weniger pro Tag, um nicht einen weiteren Schaden im Generator zu riskieren, für den es aktuelle keine Ersatzteile gibt.
Auf der anderen Seite des Bothnischen Meerbusens, in Schweden, ist das AKW Forsmark 3 nach der jährlichen Wartung aufgrund von technischen Problemen immer noch nicht wieder am Netz.
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Olkiluoto 2 nach Reparatur nur mit reduzierter Leistung am Netz