Polizei geht: Finnische Kommune sucht jetzt Sheriff

Enontekiö. Wenn Anfang kommenden Jahres Enontekiös letzter Polizist in den Ruhestand geht, steht die finnische Gemeinde ganz ohne Ordnungshüter da. Sie soll künftig von einer Nachbarkommune aus mit betreut werden. Die Gemeinde will das nicht hinnehmen: Sie will jetzt die Stelle eines kommunalen Sheriffs einrichten. Darüber berichteten Yle und Svenska Yle.

Karte Enontekiö

Die finnische Gemeinde Enontekiö zwischen Schweden
und Norwegen. Karte mit Hilfe von stepmap.

Auflösung kleiner ländlicher Dienststellen: Sowas kennt man auch aus Deutschland. In Nordfinnland heißt benachbart, dass zwischen  dem Zentralort Hetta in der Gemeinde Enontekiö und dem nächsten Zentralort Muonio mit Polizei 80 Kilometer liegen. Nach Kittilä wären es sogar 150 Kilometer.  Enontekiös westlichster Ort Kilpisjärvi ist von Muonio 200 Kilometer, von Kittilä 275 Kilometer entfernt. Das ist Seppo Alatörmänen, dem Vorsitzenden des Gemeinderats von Enontekiö, zu weit. „Die Kommune hat eine Verantwortung für ihre Bürger, auch wenn der Staat die Verantwortung für die Polizei hat“, wird er von den finnischen Medien zitiert. Die Gemeinde hat auch eine eigene Presseerklärung dazu herausgegeben.

Enontekiö Kirche

Kirche in Hetta, Enontekiö. Foto BishkekRocks, CC BY-SA 3.0

Enontekiö ist von der Fläche her die drittgrößte Kommune Finnlands mit 8391 Quadratkilometern. Das ist etwas mehr als die Hälfte von Schleswig-Holstein (15 763  Quadratkilometer). Auf der Landkarte ist sie leicht zu finden: Es ist der „linke Arm“ Finnlands, der im hohen Norden zwischen Schweden und Norwegen klemmt. Es wohnen allerdings nur knapp 2000 Menschen dort, die sich auf kleine Orte entlang der wenigen Straßen verteilen. Am meisten, rund 700, wohnen noch im Zentralort Hetta. Die Gemeinde gehört zum Siedlungsgebiet der Samen, Rentierzucht ist ein wichtiger Wirtschaftszweig.

„Wir sind keine typisch finnische Binnengemeinde“, wird Seppo Alatörmänen auch im Helsingin Sanomat zitiert.  Durch die Gemeinde führt die Europastraße 8 aus Tornio nach Norwegen, wo es immer wieder zu Unfällen kommt. Außerdem ist es ein Gebiet mit vielen Touristen, die auch schon mal im Gelände verloren gehen, den Grenzen zu Schweden und Norwegen sowie vielen Rentieren. Alatörmänen berichtet auch von einem Notfall in Hetta, wo man zweieinhalb Stunden auf die Polizei wartete, und vermutet: „In Kilpisjärvi hätten man fünf Stunden gewartet.“

Bisherige Gespräche mit den Behörden hätten nichts gebracht. Deshalb sieht sich die Kommune nun auf eigene Faust um, um die Sicherheit aufrecht zu erhalten. Einen Bewerber gebe es bereits.

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