Neues Atomkraftwerk für Finnland?

Pyhäjoki. Finnland setzt weiter auf Atomkraft. Der Reaktor von Olkiluoto 3 in Südfinnland ist zwar immer noch nicht ans Netz gegangen.

Atomkraftwerk Hanhikivi

So soll das Atomkraftwerk in Hanhikivi aussehen.
Foto/Visualisierung Fennovoima

Doch im Norden hat das extra dafür gegründete Energieunternehmen Fennovoima nun damit begonnen, das Gelände für das geplante Kernkraftwerk Hanhikivi auf der gleichnamigen Halbinsel bei Pyhäjoki im Norden des Bottnischen Meerbusens vorzubereiten.  Davon berichtete das finnische Fernsehen (Yle). Die Straße dorthin ist bereits fertig. Die Baugenehmigung für das Kraftwerk erwartet Fennovoima nach eigenen Angaben 2019 (Update im April 2018: erst im Jahr 2020 laut Kaleva.fi).

Das Vorhaben hat eine lange Vorgeschichte, die Yle noch einmal zusammengestellt hat. Die Mehrheit an Fennovoima hält ein Konsortium aus finnischen Unternehmen,Voimaosakeyhtiö SF. 34 Prozent gehören RAOS Voima Oy, eine Tochterfirma der staatlichen russischen  Rosatom, die auch den Reaktor liefern soll. Anfangs waren noch andere Beteiligte mit im Boot. 2012, nach dem Unglück in Fukushima,  stieg die deutsche EON aus, auch andere waren zwischenzeitlich abgesprungen. Als der neue Partner Rosatom erschien, gab die Regierung nur unter der Bedingung grünes Licht, dass mindestens 60 Prozent des Unternehmens in finnischer Hand bleiben müssen.

Zurzeit laufen in Finnland vier Atomkraftwerke, alle im Süden des Landes. Die beiden Reaktoren in Loviisa sind WWER sowjetischer Bauart,  Olkiluoto 1 und 2 Siedewasserreaktoren. In Olkiluoto 3 wurden in diesem Sommer zwar schon Kalttests durchgeführt, mit einer Inbetriebnahme wird aber offenbar erst 2019 gerechnet. Der Bau unter der Regie von Siemens und der französischen Areva hat eine Serie von Pannen hinter sich und wird mehr als doppelt so teuer wie ursprünglich geplant.

Pyhäjoki

Lage der Halbinsel Hanhikivi bei Pyhöjoki
am Bottnischen Meerbusen. Clipart CC/Eigene Bearbeitung

Den geplanten Reaktor in Hanhikivi beschreibt Fennovoima selbst als „dritte Generation der Weiterentwicklung von Druckwasserreaktoren auf der Basis der russischen WWER-Kraftwerke“. Er soll 1200 Megawatt Strom erzeugen können.

In Pyhäjoki mit seinen 3200 Einwohnern ist die Bevölkerung nach den Presseberichten gespalten – wie in vielen Orten im Norden fehlen Arbeitsplätze, die Menschen wandern ab. Die Landspitze, wo das Kraftwerk stehen soll,  war bisher Naherholungsgebiet. Proteste gegen das Vorhaben gab es nicht nur in Finnland, sondern auch in Schweden. Von Pyhäjoki ins schwedische Skellefteå auf der anderen Seite des Bottnischen Meerbusens sind es nicht einmal 200 Kilometer.

 

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