Immer weniger Treibholz für Island bei schrumpfendem Meereis

Island. Über Jahrhunderte lieferte Russland Holz gratis nach Spitzbergen, Island und Grönland. Konkret: Treibholz aus Sibirien, von den Flüssen ins Meer geschwemmt, passiert eingefroren im Eis den arktischen Ozean und landet schließlich an den Küsten auf der anderen Seite. Der Erfolg dieses praktischen Holztransports schrumpft allerdings mit dem Meereis. Dazu ist gerade eine neue Studie erschienen, über die auch Eos berichtete.

Weg des Treibholzes

Der Weg des Treibholzes – von den sibirischen Flüssen nach Island. Grafik Kolář et al. 2022

Die Stämme, die mit dem Eis über den arktischen Ozean trieben, waren den isländischen Siedlern äußerst nützliches Baumaterial. Die einheimischen Birken gaben Vergleichbares nicht her und waren bekanntlich auch schnell abgeholzt. Der Ozean lieferte Kiefern, Fichten und Lärchen, gut abgelagert. Ólafur Eggertsson, heute Wissenschaftler bei der isländischen Forstbehörde, beschäftigte sich schon in seiner Doktorarbeit in den 1990er Jahren mit der Herkunft des Treibholzes . Die meisten Kiefern und Fichten stammten aus verloren gegangenen Stämmen von Flößungen, während die meisten Lärchen mitsamt Wurzel angetrieben seien und „natürlich“ im Wasser gelandet.

Eingefroren über den arktischen Ozean

Nur mithilfe des Eises konnten die Bäume diese lange Reise überstehen. Im Wasser würden sie nach etwa zehn Monaten sinken. Eingefroren im Eis, trieben sie denselben Weg wie das deutsche Forschungsschiff Polarstern während der MOSAiC-Expedition 2019/2020 und vor ihnen Fridjof Nansen mit der Fram. Nansen wurde durch Treibholz überhaupt erst zu dieser Drift inspiriert: Gegenstände vom Wrack des amerikanischen Schiffes Jeannette, gesunken vor Sibirien, waren drei Jahre später an der grönländischen Küste aufgetaucht – ein eindeutiger Hinweis auf einen Meeresstrom.

Weg für Treibholz wird immer schwieriger

Das Team um Hauptautor Tomáš Kolář von der Mendelu Universität in Brno, Tschechien, knüpfte nun an Eggertsons Treibholzforschung an. Sie untersuchten Proben von 289 Treibholzstämmen aus der Bucht Langanes in Nordostisland, bestimmten das Alter mithilfe der Baumringe und rekonstruierten ihre Herkunft. Unter ihren Proben gab es nur drei, die nach den 1980er Jahren kamen. Den Einbruch in den 1980er Jahren erklären die Wissenschaftler zum einen mit veränderter Holznutzung in Russland. Doch mit dem schrumpfenden Meereis wird es für die Baumstämme außerdem schwer, sich lang genug über Wasser zu halten, um es bis Island zu schaffen. Angesichts des Klimawandels rechnen die Forscher damit, damit, dass nach 2060 kein Holz mehr per Treibeis geliefert wird.

Treibholz hat aus Island zwar nicht dieselbe Bedeutung wie früher, und Island hat nun sogar eine eigene kleine Holzindustrie. Es war aber auch ein wichtiges Material für Künstler und bleibt ein wichtiger Teil der Geschichte, wo es das Überleben sicherte.

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